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Ich wurde ein Vulpix -Kapitel 5-

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FireDragon7000's avatar
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Ich wurde ein Vulpix -Kapitel 5-

Original "I became a vulpix" © by
Übersetzung von




Ich erwachte ruhig aus meinem Mittagsschlaf, immer noch müde, aber nicht mehr schläfrig. Unbewegt blieb ich mit geschlossenen Augen noch ein paar Minuten liegen und probierte die Ruhe zu genießen. Ich erinnerte mich daran, dass mein Aufenthalt im Pokécenter vorbei war und dass ich in einem gigantischen Haus als Haustier aufgenommen wurde, aber ich konnte mich nicht mehr genau an Vulnonas Worte erinnern. Nur noch daran, dass sie ähnlich wie die waren, die meine Familie unseren Hunden aufzwang, also beschloss ich mich einfach nach denen zu richten.

Während meine Augen geschlossen waren konzentrierte ich mich auf meine anderen Sinne. Ich konnte Vulnona neben mir riechen, wobei ich nicht herausfinden konnte, ob sie wirklich da war, oder das nur ihr Geruch aus ihrem Kissen war. Ich konnte meinen eigenen Geruch in meinem Kissen riechen und den von all den Menschen, die hier drin waren. Ich war überrascht, wie schwach der Geruch von Agnes Eltern war, als wären sie noch nie in diesem Raum gewesen und ihr Geruch wurde nur durch andere hereingetragen. Agnes Geruch wiederum war überwältigend. Ich fand das seltsam beruhigend. Agnes war wohl der einzige Mensch, dem ich in dieser Welt  vertrauen konnte und meine einzige tatsächliche Verbindung in diese Welt.

Das Anwesen war recht still, angesichts der Menschen, die darin lebten. Vage konnte ich die Köche hören, wie sie das Abendessen zubereiteten, die Stimmen von Agnes Eltern, wobei ich nicht deutlich verstand, was sie sagten und Stimmen, die ich nicht kannte, vermutlich die der Dienstmädchen und Butler. Ich konnte meinen eigenen Herzschlag hören. Er war langsam und ruhig, im Gegensatz zu allen anderen Pulsen, die ich bis jetzt unter dem ständigen Druck im Pokécenter hatte. Ich brauchte eine Weile, um die Ruhe schätzen zu lernen, zu realisieren, dass ich eigentlich nicht nervös war und mich wohl fühlte, bis ich einen weiteren Herzschlag im Raum wahrnahm, nicht so schnell wie meiner und auch nicht von Vulnonas Kissen her.

Schlagartig war ich wach, öffnete meine Augen und scannte schnell meine Umgebung. Agnes saß im Schneidersitz neben mir auf dem Boden, mit einem offenen Buch auf ihrem Schoß. Sie schaute mich an, klappte ihr Buch zu und lächelte.

"Hey, bist du endlich wach?"

Ich antwortete durch gähnen, aufstehen und strecken. Mein Bauch war steif und etwas schmerzend, aber ich war ziemlich ausgeruht, wenn auch noch nicht wirklich wach. Ich taumelte Richtung Agnes, kletterte auf ihren Schoß, nachdem sie das Buch zur Seite gelegt hatte, um mir Platz zu machen. Ich lies mich auf meine Seite fallen, lehnte mich an ihre Brust, bereit den Schlaf fortzusetzen.

"Du kannst jetzt nicht wieder schlafen", sagte Agnes, während sie meinen Kopf kraulte, "Das Abendessen ist so gut wie serviert. Hat Topa dir erklärt, wie ihr gefüttert werdet?"

Ich schüttelte meinen Kopf.

"Ihr bekommt zwei Mahlzeiten: Eine Morgens und eine Abends. Du isst mit der Familie im Wohnzimmer, dem Raum mit dem großen Bildschirm. Die Angestellten haben ihre eigene Küche und essen in der Regel vor uns. Du hast deinen eigenen Teller und dein eigenes Essen. Bettle nicht am Tisch nach unserem Essen, meine Eltern dulden das nicht."

Seufzend lief ich, schmollend und verärgert, von Agnes Schoß zurück zu meinem Kissen. Mehr Regeln, mehr Einschränkungen, weniger Freiheit für mich zu tun, was ich wollte. Ich war traurig, als ich realisierte, dass ich wahrscheinlich nie wieder richtige Nahrung fressen würde und dieses geschmacklose Pokémon Trockenfutter oder diese ekelhafte Tierfutterpastete vorgesetzt bekommen würde.

Agnes stand auf, packte mich und trug mich wieder wie ein Baby. Sie trug mich die Treppe runter, bis ins Wohnzimmer und setzte mich neben das Sofa. Ihr Vater saß auf dem großen Sofa und streichelte Topa, die neben ihm lag. Er schaute nichts was interessant aussah. Der Bildschirm war voll mit Zahlen und Grafiken und ich ging davon aus, dass es irgendwelche Börsensachen waren. Bedienstete waren damit beschäftigt, den Tisch für drei Personen zu decken.

"Hey", sagte Agnes Vater, als er sie bemerkte. "Deine Mutter wird bald kommen, aktuell telefoniert sie wegen der Firma. Melissa übernachtet bei ihrem Freund."
"In Ordnung.", antwortete Agnes und setzte sich neben Topa.

Das Vulnona wachte auf, bemerkte Agnes, drehte sich um und legte ihren Kopf auf Agnes Schoß, um sie aufzufordern, erneut gestreichelt zu werden. Eifersüchtig lief ich zum Sofa, entschlossen auf es zu springen, aber ich war etwas ängstlich wegen der Höhe und weil ich nicht wusste, wie hoch ich springen konnte. Ich stand davor und zögerte, bis Agnes Vater mich bemerkte.

"Hey Kleine.", sagte er in einem freundlichen Ton. "Du darfst auf die Couch springen. Es sitzt bereits jemand drauf!"

Er wartete darauf, dass ich sprang, denn anscheinend dachte er, ich würde zögern, weil ich mir nicht sicher war, ob ich zu ihnen auf die Couch dürfte. Nach ein paar Sekunden hob er mich sanft hoch und setzte mich auf seinen Schoß. Ich wagte es nicht mich zu bewegen, saß einfach und achtete darauf ihm nicht in die Augen zu gucken. Ich starrte zu Agnes und versuchte sie eifersüchtig zu machen, weil er mich streichelte und regte mich richtig darüber auf, als ich realisierte, dass es ihr überhaupt nichts ausmachte. Jedenfalls war ich eifersüchtig, dass das Vulnona von Agnes gestreichelt wurde, aber beschloss, dass es sinnlos war. Als ich über meine eigene Reaktion nachdachte, schämte ich mich dafür. Meine Bindung zu Agnes war offensichtlich stärker, als ich vermutete.

"Sie scheint mir nicht zu vertrauen.", meinte Agnes Vater, als er feststellte, dass ich immer noch saß und das streicheln nicht genoss. "Zumindest hat sie keine Angst. Alles andere wird kommen."
"Sie sieht nicht so aus, als wäre es angenehm für sie.", antwortete Agnes. "Vielleicht sollte ich sie nehmen. Topa, hast du was dagegen?"

Topa hob ihren Blick, reagierte, als sei sie enttäuscht und drehte sich erneut um. Ich wurde an Agnes gereicht, während Topa ihren Kopf wieder auf den Schoß ihres Masters legte. Ich fühlte mich, als hätte ich etwas erreicht, die Menschen machten das was ich von ihnen wollte, ohne etwas zu sagen. Ich wusste, dass es dumm von mir war sich so zu fühlen, aber ich war stolz und akzeptierte es äußerst gerne, auf Agnes Schoß genommen zu werden.

Ein Dienstmädchen stellte sich neben das Sofa und wartete, bis Agnes und ihr Vater auf sie schauten und begann zu sprechen, alsbald sie sich sicher war, dass sie die Aufmerksamkeit hatte. Mit einer hohen, sanften Stimme sagte sie:

"Entschuldigen sie, Sir. Das Essen ist fertig. Wenn Sie sich bitte zu Tisch setzen würden."
"Okay.", sagte der Mann, während der den Fernseher abstellte. "Danke."

Das Mädchen verbeugte sich und ging recht schnell, als sei sie eingeschüchtert worden, oder hatte Angst etwas falsches zu tun, falls sie stehen geblieben wäre. Als alle aufstanden sprang Topa auf den Boden und Agnes hob mich hoch. Ich war leicht von ihr genervt, da ständig getragen zu werden nicht sehr komfortabel war. Ich wollte laufen und springen können, dass ich eine relative Bewegungsfreiheit hatte, aber ich wusste, dass es nicht angebracht war, etwas zu sagen.

Agnes Mutter saß schon am Tisch. Sie lächelte, als sie uns kommen sah, gab sich aber nicht die Mühe Topa oder mich zu streicheln und ignorierte uns völlig. Alle setzten sich hin und warteten, dass die Mädchen das Essen brachten. Agnes hielt mich immer noch und setzte mich auf ihren Schoß, was sonderbar war.

"Ich habe einen Namen für sie gefunden!", kündigte sie an.
"Oh, das ist gut!", antwortete ihr Vater. "Welchen hast du dir ausgesucht?"
"Nun, ich habe darüber nachgedacht. Da Topa ihren Namen von ..."
"Dein Vater fragte nach den Namen, nicht nach seiner Entstehungsgeschichte.", unterbrach sie ihre Mutter.

Sie klang genervt, fast wütend. Ich konnte mir nicht helfen, aber ich ärgerte mich sehr über diese unkooperative Frau und begann zu verstehen, warum ihr Geruch so unangenehm war. Ich hätte wetten können, dass sie die typische Stiefmutter ohne jegliche Gefühle war, die alles und jeden beleidigte.

Agnes seufzte. Ich konnte riechen, dass sie von der Einstellung und dem unhöflichen Verhalten ihrer Mutter verletzt wurde. Trotzdem beschloss sie es nicht zu zeigen und unterbrach ihre Rede einfach, um die Frage direkt zu beantworten.

"Ich möchte sie Ruby nennen."

Ich mochte den Namen sehr. Er lag sehr nah an meinem menschlichen und ich hatte eine innige Verbindung zu ihm, was mir gefiel.

"Das ist ein guter Name.", nickte Agnes Mutter ab.

Sie klang nicht echt. In ihrer Stimme war etwas sehr unfreundliches, gestelltes. Sie wollte sich offensichtlich nicht darum kümmern und bestätigte den Namen nur um das Gespräch zu beenden.

"In der Tat.", fügte ihr Vater zu. "Hast du den Papierkram erledigt? Kann ich das Zeug morgen ins Pokécenter bringen?"
"Noch nicht, ich wollte erst wissen, was ihr von dem Namen haltet."
"Das wäre nicht nötig gewesen.", antwortete Agnes Mutter grob.

Ich konnte spüren, wie Agnes eine Faust ballte, während sie mich auf dem Kopf streichelte. In einem Versuch, dass sie sich besser fühlte, rieb ich meinen Kopf an ihrem Bauch, legte mich hin und bettelte um mehr Streicheleinheiten, doch mein Versuch scheiterte. Agnes krallte sich fest in meine Kopfhaare, sie war kurz davor zu weinen.

"Diesmal muss ich deiner Mutter zustimmen.", sagte ihr Vater in einem sanften Ton und warf seiner Freu einen mörderischen Blick zu. "Während wir uns darüber freuen, möchte ich dich daran erinnern, dass du sie als dein Pokémon gewählt hast. Du solltest zuerst an sie und an dich denken. Wenn du den Namen magst, solltest du ihn auch verwenden."
"In Ordnung.", sagte Agnes enttäuscht. "Ich geb' dir die Papiere morgen, bevor ich in den Unterricht gehe."
"Sehr gut. Ah, hier."

Das Essen wurde von Bediensteten gebracht. Agnes drückte vorsichtig auf mein Hinterteil, um mir schweigend zu sagen, dass ich auf den Boden gehen sollte. Ich sprang und schloss mich Topa an, die neben zwei Schalen auf ihr Fressen wartete. Eine war braun und eine etwas größere war gelb. Richtig erraten, die braune war meine.

Der Geruch des Essens von Agnes Familie machte mich verrückt. Es roch so gut, dass ich mich richtig zusammenreißen musste, um nicht zu betteln. Stattdessen kamen die Angestellten und gossen eine seltsame Pampe in unseren Teller. Es sah ekelhaft aus, hatte aber einen äußerst ansprechenden Geruch.

"Vulnona, was ist das?", fragte ich, bevor sie begann zu fressen.
"Du darfst mich Topa nennen!", antwortete sie. "Das ist unser Abendessen. Es ist eine Mischung aus Ei, Hühnchen, Gemüse und ein paar anderen Sachen, die ich vergessen habe. Es sieht komisch aus, schmeckt aber köstlich!"

Als wollte sie ihre Behauptung unterstützen, schluckte sie ein Maul voll davon. Ich zögerte noch etwas, es zu probieren.

"Werden wir das jeden Tag fressen?"
"Jeden Abend, so ist es. Morgens bekommen wir Trockenfutter. In Anbetracht der Tatsache, dass du dich von einer Verletzung erholst, kann es sein, dass du dazu noch ein Chaneira Ei bekommst."
"Bäh", kommentierte ich still.

Ich gab schließlich meinen Hunger nach und fraß die widerliche Brühe so gut ich konnte. Es stellte sich heraus, dass Topa Recht hatte und es viel besser schmeckte, als es aussah, aber ich war immer noch traurig, dass ich nicht das zu essen bekam, was die Menschen aßen. Ich spähte immer wieder zum Tisch herüber, in der Hoffnung, dass Agnes meine verzweifelten Versuche ihre Aufmerksamkeit zu bekommen bemerken würde und mir etwas von ihrem Teller geben würde, aber sie aß schweigend und drehte sich nicht ein einziges mal zu mir.

Nachdem alle fertig waren mit essen, ging Agnes Mutter wortlos zurück in ihren Raum. Nun drehte sich Agnes zu mir und war froh, dass meine Schüssel leer war.  

"Hey, du hast alles gefressen? Großartig!", sagte sie, als sie auf mich zukam, um sich zu knien und mich streichelte. "Und was hältst du von deinem Namen? Magst du ihn?"

Ich nickte begeistert.

"In Ordnung, also heißt du ab jetzt Ruby!"

Sie küsste mir auf die Stirn und ging in ihr Zimmer, wahrscheinlich um ins Bett zu gehen. Ich war überrascht, dass sie mich mit dem Namen um Einverständnis fragte, aber ich war sogar glücklich darüber. Wenn ich ein normaler Fuchs als Haustier wäre, hätte sie wahrscheinlich nie gefragt, ob mir der Name gefallen würde, was bedeutete, dass sie mich für mehr als nur einen normalen Fuchs hielt.

"Ein großartiger Name.", sagte Topa, während sie neben mir lief.

Ihr Bauch war rund und sichtlich gut gefüllt. Ich schaute auf meinen und bemerkte den gleichen amüsanten Klumpen.

"Ich mag ihn.", antwortete ich mit weniger Begeisterung, als zuvor bei Agnes.

Ich wusste nicht, was ich nun sagen sollte. Topa lächelte nur und verließ den Raum, wahrscheinlich um ihr Geschäft zu erledigen. Sie redete nicht über meinen alten Namen. Hieß das, dass wilde Pokémon sich keine anderen Namen gaben? Ich fühlte mich seltsam, fast depressiv, als ich realisierte, dass ich eben einen neuen Namen bekommen hatte. Es würde einige Zeit dauern, bis ich mich daran gewöhnt habe. Ich fühlte mich ein wenig verloren und aufgeregt, als würde mir etwas, was mir sehr wichtig war fehlen.

"Oh, hey.", meinte Agnes Vater zu dem Dienstmädchen, das gerade den Tisch reinigte. "Rakuen, stimmts?"
"Ja, Sir.", antwortete sie in einer Stimme, die ich wiedererkannte.

Es war dieselbe, die uns sagte, dass das Essen fertig war. Sie war klein, hatte aber eine sehr großzügige Brust, die kaum in die schwarz-weiße französische Dienstuniform passte. Ihr halb langen Haare fielen bis zur Hälfte ihres Halses. Sie stand immer noch still, ihre Hände vor ihrem Schritt verschränkt und dem Tuch in der Hand, mit dem sie zuvor den Tisch gereinigt hatte. Es schien, als sei sie in einer unangenehmen Lage. Sie war jung, wahrscheinlich nicht viel älter als Agnes. War sie eine neue Angestellte?

"Ich rechne damit, dass sie über Rubys Situation Bescheid wissen?"
"Ja, Sir."
"Ich hatte bis jetzt noch keine Zeit jemanden für sie zuzuweisen. Topa hat ihr eigenes eingewiesenes Dienstmädchen, doch Ruby noch nicht. Wären Sie bereit das zu tun?"

Ich war mir nicht sicher, was ein eingewiesenes Dienstmädchen war, aber Rakuens Gesicht begann zu strahlen. Sie fühlte sich deutlich wohler, als sie antwortete und verlor einen Teil ihrer Fassung.

"Ich würde das sehr gerne tun, Sir. Bitte erlauben Sie es mir!"
"Sicher.", antwortete er, scheinbar nicht über die plötzliche Reaktion des Dienstmädchens überrascht. "Ich werde Sie und Ruby nun alleine lassen. Sie sind ab jetzt verantwortlich für sie."
"Ich werde mein Bestes tun.", antwortete Rakuen und verbeugte sich, als ihr Vorgesetzter den Raum verlies.

Während sie den Tisch fertig abwischte, drehte ich mich um, um nach Topa zu gucken, aber ich realisierte, dass sie ja vor einer Weile gegangen war und ich nun alleine war. Unsicher, was ich tun sollte, saß ich nur da und hoffte, dass Vulnona zurückkommen würde und mir sagte, was ich angeblich am Abend zu tun hatte.

Rakuen kam zurück und wischte ihre Hände an einem großen Tuch, dass sie unter ihrer Schürze trug, die auf ihrem Kleid getragen wurde ab. Sie hielt kurz vor mir inne, sichtlich aufgeregt, behielt aber ihre Ruhe gewissenhaft bei und kniete sich vor mir hin.

"Hallo.", sagte sie mit leiser Stimme.

Ich lief rückwärts, unsicher, wie ich diese Person behandeln sollte und zog mich unter den Tisch zurück, wo sie mich nicht so einfach erreichen konnte. Mein Herz raste. Weniger vor Angst, als vor Sorge. Ich hatte gehofft, ich müsste nicht so früh nach meinem Einzug mit anderen Menschen umgehen müssen, da ich nach wie vor keine Ahnung hatte, wie ich mich verhalten sollte. Es war noch nicht einmal ein Tag rum, seit ich zum ersten Mal dieses Haus betreten habe uns ich befand mich schon in einer riskanten Situation.

"Hab keine Angst.", meinte sie und streckte einen Arm zu mir, damit ich aus meinem Unterschlupf heraus daran riechen konnte. "Ich werde dich nicht verletzen! Ich verstehe, dass du ein wildes Pokémon warst, aber hier bist du sicher."

In diesem Punkt hatte sie Recht. In der Tat sollte ich in diesem Haus sicher sein, trotzdem war ich noch nicht bereit mit den Menschen zu interagieren. In Erinnerung an das, was wilde Tiere taten, trat ich langsam nach vorne und roch an ihrer Hand. Obwohl sie einen freundlichen und angenehmen Geruch hatte, war ich nicht sicher, ob ich ihr trauen konnte.

Sie zog sichtlich traurig darüber, dass ich zu unsicher war um mich berühren zu lassen, ihre Hand zurück. Das schien aber nicht ihre Stimmung zu beeinflussen, sie stand einfach auf und lächelte.

"In Ordnung! Lass es mich erklären. Da ich jetzt deine persönliche Angestellte bin, bin ich diejenige die kommt, wenn du etwas brauchst oder willst. Ich werde dich waschen, pflegen und mich generell um dich kümmern. Ich hoffe, dass wir eine Weile zusammenarbeiten werden, also lass uns Freunde werden, okay?"

Ich konnte den Gedanken, dass das Mädchen wirklich nett war, einfach nicht loswerden - und sie dachte wahrscheinlich das gleiche über mich, wie ich unter dem Tisch saß und mich geschützt durch die Stühle versteckte. Ich nickte von meiner Position aus. Auch wenn mir die Idee, jemanden zu haben, dem ich vertrauen konnte und auf den ich mich beziehen konnte sehr zusagte, wollte ich, zumindest bis ich eine bessere Vorstellung davon hatte wie sich ein Fuchs verhielt, die Interaktion mit anderen Menschen begrenzen, so würden die Menschen auch nicht misstrauig werden.

Rakuen murmelte etwas, lächelte breit und verlies dann den Raum, doch ich hörte nicht mit zu. Zwar hatte ich gute Chancen die Menschen zu täuschen, aber wäre ich wirklich in der Lage Vulnona auszutricksen? Wäre es nicht besser, wenn ich ihr alles sagen würde und hoffte, dass sie mir direkt helfen würde? Wäre ich überhaupt in der Lage, meine Kräfte ohne ihre Anleitung benutzen zu können? Was würde passieren, wenn ich es schaffen würde, sie zu täuschen?

Ich konnte nicht ungestört weiterdenken, denn Topa kam zurück und roch nach Gras und Wasser. Wie ich erwartet hatte war sie im Garten und kam nun zurück, um nach mir zu schauen.

"Was tust du da?", fragte sie amüsiert.
"Da war ein Dienstmädchen ...", brachte ich schlecht hervor, nicht in der Lage zu erklären, was das beängstigende daran war.
"Ich fürchte, daran wirst du dich gewöhnen müssen. Sie sind alle sehr freundlich und werden dir nichts tun. Wie ich schon sagte, werden sie dich bis du genesen bist meist alleine lassen. Eine Angestellte, die sich um dich kümmern wird, wird dir zugewiesen."
"Ja ich weiß. Agnes Vater hat das bereits getan."
"Wenn du dich auf ihn beziehst, nenne ihn Sir.", antwortete Topa, während sie um den Tisch lief um einen Weg zu finden, mich zu erreichen.

Mich erheiterte, dass Topa Agnes Eltern mit Sir und wahrscheinlich Madam ansprach. Es war irgendwie süß. Wie auch immer, so nannten sie die Dienstmädchen und Butler, wenn sie mit ihnen redeten und Topa tat wahrscheinlich das gleiche. In einem gewissen Maß zeigte das, dass die Menschen ihre Master waren. Darüber war ich nicht glücklich. Als Mensch verlangte ich von meinen Haustieren, dass sie mich als ihre Herrin anerkannten und mir gehorchten, aber nun war ich am anderen Ende der Beziehung und dieser Gedanke missfiel mir. Ich mochte das Gefühl, jemanden zu gehören und diesem bedingungslos zu gehorchen nicht.

Kaum war ich mir sicher, dass kein Mensch mehr kommen würde, kroch ich aus meinem Unterschlupf und lief zu Topa.

"Du musst dich an die Menschen gewöhnen.", sagte sie, während sie mich ansah, als würde sie mich ausschimpfen. "Niemand wird dir hier etwas tun."

Ich schaute weg, unsicher was ich sagen sollte. Sofort kamen meine Fragen zurück. Sollte ich es ihr sagen?

"Es tut mir leid.", sagte ich schließlich und legte meine Ohren an.
"Ach, mach dir keine Sorgen, ich denke ich verstehe, warum du vor ihnen Angst hast. Hast du nicht in der freien Wildbahn gelebt, bevor du verwundet wurdest?
"Ähm ... Ja."

Das war meine Vermutung, aber ich wusste nicht genau, wer ich war. In Anbetracht der Tatsache, dass "Ich" versuchte mich zu bewegen, als Agnes mich fand und das erste, woran ich mich mit diesem Körper erinnerte das Aufwachen im Pokécenter war, schien es mit logisch, dass ich den Körper eines bereits existierenden Vulpixes hatte, das wahrscheinlich dabei starb. Aber ich wusste nichts von ihrem Laben bevor ich ihren Körper stahl. Ich wusste nicht, wie ich ihn erobert hatte, oder was mit meinem menschlichen Körper geschehen ist und ich hatte auch nicht das Gefühl, dass ich diese Fragen je beantwortet bekommen würde. Was würde ich tun, wenn Topa genauere Fragen zu meinem Leben vor der Verletzung stellen würde? Ich wäre natürlich nicht in der Lage sie zu beantworten.

"Du wirst dich daran gewöhnen.", sagte sie und legte ihren Kopf auf meinen, in einer Geste, wo ich annahm, dass das eine Umarmung sein sollte. "Aber jetzt lass uns schlafen gehen, ja? Ich muss dir noch ein paar mehr Anweisungen geben."

Ich seufzte und nickte ab. Ich war nicht wirklich in der Stimmung für jegliche Erklärungen. Ich hatte eine Entscheidung zu treffen und zwar schnell!

Als wir den Raum verließen, wurde ich von einer Reihe neuer Gerüche, die ich noch nicht kannte, aufgeschreckt. Bald danach erkannte ich, dass mehrere Männer in Polizei-ähnlichen Uniformen durch die Gänge wanderten. Einige von ihnen hatten Funkaos, die neben ihnen herliefen. Von dieser plötzlichen Anzahl von Menschen und vor allem anderen Pokémon, versuchte ich mich unter Topas Bauch zu verstecken. Sie setzte sich geduldig hin und wartete, bis ich aus meinem improvisierten Unterschlupf kam.

"Keine Sorge", sagte sie leise lachend. "Das sind die Nachtwächter, die werden uns nicht stören. Ihre Aufgabe ist es den Garten und das Haus zu bewachen, sobald jeder schläft. Die Familie Trokair ist die reichste Familie in der ganzen Stadt und das zieht viele Einbrecher an."
"Einbrecher?", antwortete ich unglücklich über diese Erkenntnis.
"Ja, Unehrliche Leute, die versuchen in das Haus einzudringen und stehlen was hier drin ist."
"Uh ...", murmelte ich, sehr unglücklich über diese Erkenntnis. "Ist das gefährlich?"
"Selten. Die überwiegende Mehrheit der Menschen, die das versuchen werden von den Wachen gestellt. Wenn einer von ihnen erfolgreich in das Haus einzudringen, oder wenn die Wachen mit ihnen kämpfen, dann ist es meine Pflicht den Eindringling zu fangen."
"Das klingt gefährlich.", flüsterte ich extrem unglücklich über diese Erkenntnis. "Bist du dir sicher, dass es nicht gefährlich ist?"
"Ist es nicht.", kicherte sie, offensichtlich sehr überzeugt. "Niemand hat es bis jetzt bis in das Haus geschafft, zumindest soweit ich mich zurück erinnern kann. Du bist hier sicher."
"Werde ich gefragt, ob ich dir dabei helfen muss?", erkundigte ich mich blass.
"Nicht jetzt, aber ich denke, dass du dazu aufgefordert wirst, wenn es dir besser geht. Wenn in dieser Zeit etwas geschehen sollte, bitte ich dich, dass du dich versteckst und nicht herauskommst. Ich möchte nicht, dass du das Risiko eingehst verletzt zu werden.

Sie begann weiter zu gehen, doch ich folgte ihr nicht. Es würde wahrscheinlich etwa einen Monat dauern, bis meine Wunde verheilt war, was bedeutete, dass ich innerhalb von einem Monat lernen musste, wie ich meine Kräfte einzusetzen habe und zumindest die Grundlagen eines Kampfes beherrschte, in der Annahme, dass ich bis dahin nicht gefragt wurde. Ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass es wohl besser gewesen wäre, wenn ich in die Wildnis entlassen worden wäre, wo ich es vielleicht auf eigene Faust gelernt hätte, aber die sanfte, unterstützende Haltung von Topa machte mir klar, dass ich mich geirrt hatte. Schließlich stand ich auf und wir gingen bis zu den Treppen, wo wir wieder aufgehalten wurden.

"Was ist los?"

Ich wagte nicht zu antworten. Die Stufen der Trappe waren etwa halb so groß wie ich und ich hatte keine Ahnung, wie man über sie lief. Topa war wahrscheinlich in der Lage normal zu gehen, aber die Stufen waren zu groß für mich.

"Hast du noch nie zuvor Treppen gesehen?", fragte Topa sichtlich überrascht.

Ich seufzte, setzte mich hin und wagte es nicht sie anzusehen.

"Topa, ... es gibt etwas, worüber wir reden müssen."

Sie schien von meiner Reaktion gefesselt zu sein, da sie nicht erwartete mich plötzlich so finster und ernst zu erleben.

"Also.", sagte sie und verlor kurz ihren freundlichen Ton, der durch einen verdutzteren Ton ersetzt wurde. "Bei den Stufen kannst du einfach springen. Sie sind groß genug für eine sichere Landung."

Geduldig lief sie hinter mir her, als ich ungeschickt Stufe für Stufe hochsprang, um sicher zu gehen, dass ich nicht fiel. Oben angekommen führte sie mich in ihr Zimmer. Mein Herz schlug nachdem wir die Stufen fertig erklommen hatten, durch die Flure gingen, den Raum betraten und auf unsere Kissen gelegt hatten. Es waren ein paar sehr angespannte und peinlich stille Minuten, nur durch meinen unregelmäßigen, nervösen Herzschlag unterbrochen.

"Alles okay mit dir?", fragte Topa besorgt.
"Ja ... ich habe nur ..."

Ich wusste nicht, wie ich anfangen sollte. Wie sollte ich es ihr sagen? Was sollte ich ihr sagen? War es überhaupt eine gute Idee, es ihr zu sagen?

"Da war etwas, was du mir sagen wolltest.", versuchte sie mich zu einer Antwort zu bewegen. "Ist es wichtig?"
"Nun ... ja."
"Dann solltest du es mir sagen. Ich weis nicht, was dir so eine Angst macht, aber ich werde dich weder anschreien, noch auffressen oder sonst was. Du bist jetzt ein Teil meiner Familie. Du kannst mir vertrauen."

Das klang so, wie meine Eltern zu mir redeten, wenn sie der Meinung waren, ich würde ein Geheimnis vor ihnen hüten, sodass ich begann leise zu weinen und mir die Tränen liefen. Topa kam zu mir rüber, legte sich um mich und bildete aus ihren Schwänzen ein Bett, auf denen ich mich legen konnte, dann begann sie das Haar auf meinem Kopf zu lecken, um zu versuchen mich zu beruhigen. Obwohl ihre mütterliche Einstellung beruhigend war, fühlte ich mich unwohl, da sie mich behandelte wie einen Fuchswelpen. Ich schob mich von ihr weg und stand auf. Verwirrt schaute sie mich an.

"Bist du sicher, dass es dir gut geht?", fragte sie nachhakend.

Was ich es?

Sie bestand nicht weiter darauf mich zu beruhigen und legte sich einfach auf mein Kissen, wo sie geduldig auf das wartete, was ich ihr sagen wollte.

Ich nahm einen tiefen Atemzug und setze mich hin. Für einen Rückzieher war es nun zu spät. Vermutlich tat ich das Richtige, aber es fühlte so schwer an... Ich wusste nicht, wie sie reagieren würde und ich hatte keine Ahnung, ob sie mir glauben würde.

"Ich ..."

Was sollte ich sagen? Wie würde ich es auf den Punkt bringen? Für Topa war es klar, dass ich ein Vulpix war und ich war dabei, ihre Illusion zu zerstören. War es wirklich so eine gute Idee es ihr zu sagen?

"Hast du nicht ... etwas merkwürdiges an mir bemerkt?"
"Nicht wirklich.", antwortete sie, unsicher was ich meinte. "Hast du nicht gesagt, dass du ein wildes Vulpix warst, bevor du hier her gebracht wurdest? Wenn du meinst, dass dein Verhalten komisch ist, könnte es daran liegen."
"Nein ... eigentlich ... Ich weis nicht, ob ich ein wildes Pokémon bin oder nicht."
"Du weißt es nicht? Das klingt besorgniserregend. Hast du es vergessen?"
"NEIN!", schrie ich fast, was sowohl Topa als auch mich überraschte. "Ich ... Ich habe keine Ahnung, was mit mir passiert ist, bevor ich im Pokécenter war. Ich meine ..."

Ich machte eine Pause, um meine Gedanken zu sammeln und versuchte die passenden Worte zu finden. Topa starrte mich sehr besorgt an, sagte aber nichts.

"Ich bin ... Ich bin kein Vulpix.", sagte ich. "Ich bin ein Mensch!"
Hier die Übersetzung von Teil 5 des Werkes "I became a vulpix" ©by :iconanshee-rose:
Mit freundlicher Genehmigung von MMTOdaril.


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Original: I became a vulpix Chapter 5
© 2015 - 2024 FireDragon7000
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1KNG's avatar
erneut danke fürs Übersetzen!