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Ich wurde ein Vulpix -Kapitel 12-

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FireDragon7000's avatar
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Ich wurde ein Vulpix -Kapitel 12-

Original "I became a vulpix" © by :iconanshee-rose:
©pic. xCappu
Übersetzung von :iconfiredragon7000:





"Bist du bereit, dass wir zum Pokécenter können?", fragte Agnes.

Sie trug ein wirklich schönes hellblaues Sommerkleid. Sie in Freizeitkleidung zu sehen fühlte sich seltsam an, denn ich kannte eher die Hose und das Shirt, welche sie trug, wenn sie zur Polizeischule ging. Ihr schwarzes Haar war offen und ging ihr bis zum Schulteransatz, zu einem seitlichen Streifen gestylt. In der Hand hielt sie eine dunkelblaue Handtasche  mit einer Menge Papier darin, vermutlich für das Pokécenter.

Ich drehte mich zu ihr und nickte. Sie hob mich hoch und Topa betrachtete uns ruhig auf ihrem Kissen sitzend, während wir den Raum verließen. Unsere Blicke trafen sich, als Agnes durch die Tür ging. Sie sah äußerst glücklich aus, aber da war auch etwas, was ich nicht entschlüsseln konnte, als ob sie etwas im Sinn hatte, was ich nicht erwarten würde. Ich versuchte mich über Agnes Schulter zu drücken, um die Aufmerksamkeit des Vulnonas zu erhaschen.

"Topa!"
"Shhhh.", machte Agnes und streichelte meinen Kopf um mich zu beruhigen. "Melissa schläft noch, versuche sie nicht zu wecken! Keine Sorge, es wird nicht lange dauern. Es sind nur ein paar Nachsorgeuntersuchungen, die sicherstellen, dass alles okay mit dir ist."

Sie schien zu glauben, dass ich Topa nicht verlassen wollte, was auch nicht weit von der Wahrheit entfernt lag. Ich wollte nicht wirklich zurück in das Pokécenter, obwohl mein kurzer Aufenthalt dort nicht der schlechteste war, wenn man meine Situation dort berücksichtigte. Die meisten Schwestern waren wirklich nett (außer die fette mürrische natürlich) und würden sich wahrscheinlich freuen, mich wieder zu sehen, aber lange wollte ich dort nicht bleiben.

Wieder einmal wurde ich in den Käfig gesetzt, nachdem wir das Auto erreicht hatten. Ich konnte die nicht identifizierbaren Vulpixgerüche erneut riechen, aber einen konnte ich zuordnen - den stärksten. Das war Topa, was bedeutete, dass noch zwei schwache übrig waren: Ein männlicher und ein weiblicher. Ich konnte die Unterschiede deutlich riechen und verglich sie mit Topas und meinem eigenen, aber ich konnte nach wie vor nicht sagen, was was genau war. Ich verstand, dass die schwächeren Gerüche  eine lange Zeit nicht mehr in diesem Käfig waren - sogar länger als Topa. Da sie das einzige Vulnona im Haus war, konnte ich sicher davon ausgehen, dass die anderen Gerüche verschwunden waren - tot, vermisst oder abgegeben? Ich war mir auch sicher, dass es alles Vulpix waren, da der Käfig für Topa wahrscheinlich zu klein war, aber das warf noch mehr Fragen auf. Der weibliche Geruch war der schwächste. So schwach, dass ich ihn kaum erhaschen konnte. Hat sich dieses Vulpix schon vor langer Zeit entwickelt? Was war mit dem Männlichen? Hat es sich auch entwickelt? Wie sollte ich es erklären? Was ich mit ziemlicher Sicherheit sagen konnte war, dass es zwei andere Vulpix in diesem Haus gegeben hatte, aber ich hatte keine Idee wann und was mit ihnen passiert war.

Die Fahrt zum Pokécenter war kürzer, als ich sie in Erinnerung hatte - vermutlich weil ich mich auf die Gerüche konzentriert hatte. Aus dem Käfig befreit zu werden war eine massive Erleichterung für mich, aber ich hatte ein komisches Gefühl, als ich das Pokécenter vor mir sah. Es war ein riesiges Gebäude, viel größer als ich Krankenhäuser kannte. An alles was ich mich beim Verlassen des Pokémoncenters erinnerte war, wie ich plump vom letzteren zum Auto lief und nun ging ich den gleichen Weg in die andere Richtung. Ich spürte, dass meine Schritte viel zuversichtlicher waren und zumindest mein Bauch weniger wehtat, aber viel mehr hatte ich das Gefühl, dass ich wieder dort hin ging, wo ich festsaß, so als ob ich den ganzen Fortschritt von letzter Woche rückgängig machen würde.
Das war mein vierzehnter Tag als Vulpix. Es war Samstag und ich hatte das Pokécenter an einem Sonntag, den Beginn meines achten Tages, verlassen. Ich konnte mir nicht helfen, aber es schien, als hätte diese Aktion eine signifikante Symbolik, ebenso wie die seltsame Art und Weise der Übereinstimmung der Termine.

Als wir das Gebäude betreten wollten, durchrüttelte mich eine starke Welle von Angst. Ich hatte das Gefühl, als würden mich alle anstarren, weil sie mich wegen diesem dummen Interview in den Nachrichten erkannten und wie ich das Pokécenter vor einer Woche verlassen hatte, denn der Anzahl der versammelten Menschen nach zu urteilen, war das ein großes Ereignis.
Ich tat es nur ungern, aber die Anwesenheit von Agnes an meiner Seite lies es mich besser ertragen und ich erwartete von ihr, dass sie mich beschützen würde - und wenn es vor allen Augen war.

Ich war auf eine zufriedene Art enttäuscht, dass mein Eintreten völlig unbemerkt blieb. Ich atmete erleichtert auf, denn ich musste nicht mit all den Blicken zurechtkommen. Ein paar Schwestern bemerkten mich aus der Ferne, aber sie schauten nur kurz und gingen dann wieder ihrer Beschäftigung nach.

"Hallo Agnes.", sagte die Dame an der Rezeption. "Kommst du um dein Vulpix anzumelden?"
"Yup.", bestätigte Agnes und nahm die Papiere aus der Tasche. "Ich habe die hier dabei, da es mir vorher nicht möglich war."
"Exzellent.", meinte die Schwester und nahm die Papiere von Agnes entgegen. "Mal sehen ... Ruby, hmm? Ein großartiger Name!"

Sie überflog die Papiere und checkte die Inhalte.

"Sieht alles in Ordnung aus. Würdest du dich bitte noch einmal hinsetzen? Schwester Joy wird bald da sein."

Agnes befolgte die Anweisung, setzte sich auf einen Stuhl und lud mich ein entweder an ihrer Seite zu sitzen, oder auf ihren Schoß zu springen. Ich zögerte, da ich mir nicht sicher war, wie hoch ich springen konnte und Angst vor Schmerzen in meinem Bauch hatte. Meine Trainerin schien mein Unbehagen mich zu bewegen zu verstehen und hob mich vorsichtig hoch, setzte mich auf ihren Schoß und begann mich, sehr zu meiner Freude, zu streicheln.

Nach einer ziemlich langen Wartezeit kam Schwester Joy zu uns und grüßte mit einem Lächeln. Ich spürte wie meine Schwänze wedelten, als ich sie bemerkte und sie streichelte glücklich meinen Kopf.

"Na du?", sagte sie, nachdem sie Agnes richtig begrüßt hatte und lenkte ihre Aufmerksamkeit nun auf mich. "Ich bin froh zu sehen, dass es dir gut geht. Meine Güte, du siehst jetzt so viel besser aus! Haben Sie ihr die Medikamente gegeben?"
"Yup.", bestätigte Agnes. "Ich habe es in ihr Futter gemischt. Sie hat sich nie beschwert, also gehe ich davon aus, dass sie es nicht gestört hat."

Sie sah mich an, als würde sie meine Unterstützung erwarten und ich nickte freudig. Innerlich war ich jedoch angewidert und aufgeregt. Agnes hatte Medikamente in mein Essen gemischt und ich habe es nie gemerkt. Ich fühlte mich schwach, denn ich war davon überzeugt, dass ich es hätte merken müssen. Wusste es Topa? Wenn sie es wusste, warum hat sie es mir nicht gesagt?

"Wenn Sie mir bitte folgen würden?", fragte Schwester Joy. "Lasst uns mit der Untersuchung beginnen."

Sie führte uns in einen Raum, der ganz anders aussah als der, in dem ich aufgewacht bin. Er war kleiner und weniger isoliert. Ich konnte Schwestern, Menschen und Pokémon in anderen Räumen hören. Das gesamte Pokécenter schien beschäftigter, als ich mich daran erinnerte.

Agnes dürfte bei mir bleiben, als mir Schwester Joy etwas Blut abnahm.

"Wir werden ihr Blut auf Infektionen untersuchen.", erklärte sie. "Pokémon haben ein viel besseres Immunsystem als Menschen, aber ein Risiko besteht trotzdem. Die Bauchhöhle ist ein steriler Teil des Körpers und durch ihre Wunde könnten Bakterien eingedrungen sein. Wir haben sie vor dem Vernähen so gut wie möglich gereinigt, aber lieber überprüfen wir das nochmal. Gemessen an ihrem Fell denke ich aber, dass sie vollkommen gesund ist."

Die Blutprobe wurde an eine andere Schwester übergeben, die sofort aus dem Raum eilte, vermutlich um das Blut zu untersuchen. Schwester Joy zog nun eine komische Maschine aus einer Ecke des Raumes.

"Das ist ein Ultraschallgerät. Ich werde dich auf innere Verletzungen überprüfen, um sicher zu gehen, dass Organe und Muskeln richtig regenerieren. Lass uns nun diesen blöden Verband entfernen."

Das letzte war eine Anweisung an mich, da ich mich auf die Liege gelegt hatte. Ich stand auf und Schwester Joy begann den Verband zu entfernen. Nachdem sie ihn zur Seite gelegt hatte, nahm sie eine kleine Taschenlampe und untersuchte meine Wunde. Ihre Berührungen an meinem Bauch ließen mich zittern, da ich erwartete, dass der Kontakt der Finger mit meiner Narbe mir große Schmerzen bereiten würde.

"Keine Angst.", sagte Schwester Joy, die meine Anspannung spürte. "Es wird nicht weh tun."

Sorgfältig untersuchte sie meine Narbe weiter und kommentierte das gesehene laut, eher für Agnes als für sie selber:

"Das Fleisch scheint richtig verheilt zu sein. Das Narbengewebe ist stark zu sehen, hat aber eine ordnungsgemäße Farbe. Das Fell beginnt wieder um die Wunde zu wachsen, aber es wird dort für immer eine Unregelmäßigkeit sichtbar bleiben."

Sie wandte sich zu Agnes, um sie aufzufordern es anzusehen. Unwillig stimmte sie zu, schien aber erleichtert, was sie da das.

"Ich werde nun etwas auf deinem Bauch herumdrücken, Ruby", sagte Schwester Joy. "Es wird unangenehm werden, also beiße mich bitte nicht."

Ich nickte und biss meine Zähne aufeinander. Sie drückte sanft an verschiedenen Orten rund um die Wunde, was unangenehm war, so wie sie es angesagt hatte, aber es war nicht schmerzhaft. Diesen Teil der Untersuchung hielt sie so kurz wie möglich und schaltete schließlich ihre Taschenlampe aus, um mich zu tätscheln.

"Das sieht gut aus. Sie hat sich wunderbar erholt."

Sie drückte leicht auf meine Schulter, um mit zu signalisieren, dass ich mich hinlegen sollte. Ich gehorchte und wurde gezwungen mich auf den Rücken zu legen. Agnes hielt meinen Körper in dieser Position. Ich war angespannt vor Angst, da ich das Gefühl hatte komplett ausgeliefert zu sein. Glücklicherweise dauerte der Ultraschall nicht lange und ich dürfte mich auf meine Linke Seite drehen, mit dem Gesicht zu meinem Trainer.

"Gut", kommentierte Schwester Joy.

Sie verlies den Raum und sagte, sie würde mit den Ergebnissen des Bluttests zurückkommen. Nun waren Agnes und ich alleine - wartend.

Ich wollte versuchen meinen Bauch anzusehen, aber gleichzeitig hatte ich auch Angst davor. Ich erinnerte mich einfach nur zu gut an das, was über meine Wunde gesagt wurde und nun noch das, was Schwester Joy gesagt hatte. Das machte es nur noch erschreckender. Ich war dennoch krankhaft neugierig und wollte wissen, was für eine Art von Narbe ich für den Rest meines Lebens mit mir herumtragen würde, aber der Gedanke daran es zu sehen, war so beängstigend, dass ich meinen Körper nicht anschaute.

"Warst du glücklich Schwester Joy wieder gesehen zu haben?", fragte Agnes und brach damit das Schweigen.

Überrascht schaute ich sie an. Sie hatte etwas trauriges in ihrer Stimme - Ein Mix aus Enttäuschung und etwas Eifersucht. Ich war mir nicht sicher wie ich antworten sollte.

"Sie ist wirklich nett.", sagte Agnes. "Sie leitet das Center, aber nahm sich trotzdem die Zeit sich persönlich um dich zu kümmern. Wusstest du, dass sie eigentlich gar keine Krankenschwester ist? Schwester Joy ist nur ein Titel, der an die Direktoren der Pokécenter verliehen wird. Ich kenne noch nicht einmal ihren echten Namen."

Ich war froh, dass meine Hypothese über Schwester Joys Namen und die pinken Haare richtig war, aber irgendetwas war falsch. Agnes sprach deutlich mit mir, aber sie schien sich nicht darum zu kümmern, ob ich ihr überhaupt Aufmerksamkeit schenkte. Sie starrte einfach in die Leere, erbrach Sätze in einer leblosen Stimme, was einen extremen Kontrast zu ihrem üblich fröhlichen und lächelnden Selbst darstellte.

Ich stieß sie mit meiner linken Vorderpfote an und versuchte ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie zuckte sanft zusammen, als ob sie aus einem Traum erwachen würde und erzwang sich ein Lächeln.

Ich zwang mich zu wedeln, als sie begann mich zu streicheln, was ihr finsteres Gesicht mit einem schüchternen Lächeln erhellte. Als sie versuchte ihre Hand wegzunehmen, packte ich sie mit beiden Vorderpfoten und forderte weitergestreichelt zu werden. Sie zeigte ein weiteres Lächeln - diesmal ein echteres, ein verpflichtendes. Ich wedelte mit der Zeit langsamer mit meinen Schwänzen, schloss meine Augen immer schneller, bis ich mich überhaupt nicht mehr bewegte und tat so, als würde ich einschlafen, immer noch mit Agnes Hand zwischen meinen Pfoten.

Warum war ich nicht glücklich? Meine Wunde verheilte gut, die Schwester, die mich gepflegt hatte und die ich gerne mochte, hatte erneut meine Gesundheit überprüft und obwohl ich wieder auf einem Krankenhausbett war, war ich nicht länger alleine und ich hatte sogar meinen Menschen mit mir, der der mich streichelte. Abgesehen von meiner Transformation, hatte ich keinen Grund traurig zu sein, doch war ich zutiefst unglücklich.
Agnes Hand pausierte auf meinem Kopf, denn sie war nicht bereit sie wegzunehmen, nachdem ich sie so heftig gepackt hatte, aber auch sie schien nicht sehr glücklich zu sein. Die Atmosphäre im Raum war schwer und dunkel, als ob die Deckenlichter passend zu Agnes Stimmung gedimmt worden wären.

Warum war sie nicht glücklich? Was bedeutete die Frage zu Schwester Joy? Warum wirkte sie so unheimlich düster?

Ich hatte keine Zeit darüber nachzudenken, denn Schwester Joy kam mit dem Ergebnis des Bluttests zurück. Agnes weckte mich sanft auf. Wieder einmal wedelten meine Schwänze gegen meinen Willen, als ich die rosanen Haare sah, trotz meiner Bemühungen es zu unterbinden.  Agnes seufzte.

"Alles Okay.", sagte der Doc mit einem Lächeln. "Sie hat keine Infektionen."
"Das ist eine Erleichterung.", antwortete Agnes.

Ich war mir nicht sicher, ob ihre Antwort wahrheitsgemäß war, denn in ihrer Stimme war ein seltsamer Ton.

"Ich habe ein paar Anweisungen an sie.", fügte Schwester Joy hinzu. "Es geht ihr besser, aber sie ist noch nicht vollständig geheilt. Ich würde Ihnen raten jegliche Art von anstrengenden Aktivitäten wie Kämpfen oder Rangeln zu unterlassen. Sie sollten mit ihr regelmäßig spazieren gehen, um sie fit zu halten, auch wenn sie es schnell ermüden wird. Aber kein Rennen, Springen oder Kämpfen, egal welcher Art. Sie können das erlauben, wenn sie wieder mehr Energie hat, etwa in einer Woche, wenn ihre Genesung so fortschreitet. Ich werde ihren Bauch zur Sicherheit erneut verbinden, aber die Gefahr einer Infektion ist kaum noch gegeben, somit ist es eigentlich nicht notwendig. Sie können ihn zum Waschen ihrer Wunde abnehmen, aber seien Sie vorsichtig und setzen sie die Wunde nicht zu lange Wasser aus. Sie sollte nicht nass werden. Auch kein Baden oder Schwimmen, bevor sie vollständig geheilt ist. Sie darf gerne nach draußen, aber jemand sollte sie dabei jederzeit beobachten."
"Verstanden.", sagte Agnes in ihrer gewohnten, zuversichtlichen Stimme. "Sollen wir noch einen Termin für die letzte Untersuchung ausmachen?"
"Ja, das ist eine gute Idee." Sagen wir ... Zwei Wochen. Freitag den fünfzehnten?"
"Das klappt. Meine Ferien beginnen heute, also habe ich ab jetzt einen ganzen Monat frei. Der Unterricht beginnt erst im Juli wieder."

Was für ein seltsamer Stundenplan war das denn?

"Oh", sagte Schwester Joy überrascht, so als ob sie vergessen hatte, dass Agnes noch Student war. "Zweites Halbjahr?"
"Yup. Dann startet auch der Unterricht mit und für Pokémon."
"Bis dahin wird sie sich erholt haben.", antwortete Schwester Joy, als wollte sie Agnes beruhigen. "Eventuell ist sie noch schwach, aber sie wird in der Lage sein die Stunden zu absolvieren."

Ab diesem Punkt schenkte ich dem Gespräch keine Aufmerksamkeit mehr. Das würde also mit mir in kurzer Zeit passieren - Unterricht. Irgendwie war der Gedanke wieder eine Studentin zu sein entlastend, so wie ich es auch war, bevor sich mein Leben komplett änderte, aber ich war besorgt um das, was ich da machen würde. Ich war nun kein Wissenschaftsstudent mehr - ich war nur ein Polizeihund und würde als solcher ausgebildet werden. Hinzu kam, dass ich, auch in meiner Welt, keine Ahnung hatte, was Polizeihunde tatsächlich taten, also rannte ich geradewegs in unbekanntes Terrain. Meine freien Tage, durch meinen Genesungsprozess entschuldigt, würden bald vorbei sein und mein neues Leben war bereit zu beginnen.

"Juli sagtest du?", wiederholte Topa, als ich ihr von dem Gespräch berichtete. "Das ist in ziemlich genau einem Monat. Du hast genug Zeit um zu genesen."
"Darüber mache ich mir keine Sorgen!", schrie ich fast, deutlich aufgewühlt. "Ich kenne Glut nicht. Ich weiß nicht wie man kämpft. Ich weiß gar nichts!"
"Und du machst dir Sorgen darüber, dass andere Pokémon herausfinden könnten, dass du ein Mensch bist. Mach dir keine Sorgen. Ich bin mir sicher, dass du lange bevor der Unterricht beginnen wird in der Lage sein wirst Glut anzuwenden."
"Ich will kein Polizeihund werden.", schmollte ich.
"Naja, wenn überhaupt, würdest du ein Polizeifuchs werden."

Ich starrte Topa mit einem mörderischen Blick an.

"Eine Polizistin zu werden ist aber nicht der Grund deiner Sorgen.", fügte sie hinzu, sich bewusst, dass ihr Witz nicht wirklich ankam. "Ich habe es bereits gesagt, aber du musst..."
"... dir aufhören darüber Sorgen zu machen, dass andere herausfinden, dass ich ein Mensch bin.", unterbrach ich sie und beendete ihren Satz. "Ich weiß. Das sagst du immer. Aber wie soll ich mir darüber denn keine Sorgen machen? Weißt du was sie mit mir machen, wenn sie es herausfinden würden?"
"Nein.", antwortete Topa unverblümt. "Du?"

Ihre unerwartet scharfe Antwort traf mich wie ein Schuss.

"Ich werde es dir ein letztes Mal sagen. Sich Gedanken außerhalb des kontrollierbaren Rahmens zu machen verletzt dich nur. Du wüsstest noch nicht mal was passieren würde, wenn du Unmengen an Zeit in solche Gedanken investiert hättest. Ich damit einverstanden, dass es gut ist Pläne zu haben, falls etwas schief geht, denn das bedeutet eine wichtige Sache: Es bedeutet nämlich in erster Linie, dass Du einen Plan hast und Sie nicht. Du versuchst dir schlechte Dinge auszumalen, die eventuell passieren könnten und stützt deine Einschätzung der Zukunft darauf. Das ist kontraproduktiv und führt nur zu unnötigen Schmerzen. Mach dir einen Plan und handele nach ihm - Nur dann können wir das Unerwartete versuchen zu erwarten. Ohne einen Plan ist alles Unerwartet und du verschwendest nur deine Zeit."

Ich war mir nicht sicher, ob ich das verstanden hatte, was sie meinte, aber sie hatte Recht. Ich brauchte einen Plan!

"Okay", gab ich zu. "Ich habe keinen Plan. Aber ich weiß, dass ich Glut erlernen muss, wenn ich irgendwas erreichen will, egal was andere Pokémon über mich herausfinden, oder nicht."
"Das stimmt, aber das kannst du nicht als Basis deiner Annahme nehmen, dass alles was schiefgehen kann schief geht. Du benutzt die Tatsache, dass du Glut nicht beherrschst, um dich selbst zu verletzen. Ich werde dir Glut beibringen - Wir haben einen ganzen Monat dafür Zeit und Schwester Joy hat dir erlaubt leichte Übungen durchzuführen. Wir werden es nicht in einem Kampf praktizieren, aber die Anwendung der Attacke sollte reichen. Zudem hast du das Feueratmen schon eine Weile praktiziert und es hatte scheinbar keinen Einfluss auf deine Gesundheit, obwohl es für dich ganz schön anstrengend ist."

Ich nickte, denn ich war sehr ungeduldig endlich Glut zu erlernen. Das lag aber nicht daran, weil ich nicht wollte, dass andere mein Geheimnis herausfanden. Ich wollte die Attacke lernen, weil mich Pokémonkämpfe interessierten, vor allem weil ich nun wusste, dass sie eigentlich physisch nicht gefährlich waren, sondern eher wie Sport. Ich spürte, wie sich mir eine komplett neue Welt offenbarte und Glut würde mein Erster Schritt in diese sein.

"Liegt dir noch etwas auf dem Herzen?", fragte Topa nachdem wir gefressen hatten und nun auf unseren Kissen lagen.
"Nein.", sagte ich ohne nachzudenken. "Warum?"
"Du riechst aufgeregt."
"Ich ... WAS?"
"Du riechst aufgeregt", wiederholte sie. "Emotionen beeinflussen den Geruch von Menschen, das gilt auch für Tiere und Pokémon. Das zu erkennen wirst du such noch lernen."
"Hormone?"
"Ehm..."

Ich fühlte nicht in der Stimmung das zu erklären, unternahm nicht mal einen Versuch. Über das Thema war ich nicht besonders gut informiert und ich wollte nicht zwangsläufig auf eine Frage zugehen, die ich nicht beantworten konnte. Ich schätzte mein Wissen, jetzt wo wich ein Vulpix war, nun viel mehr, wie ich es als Mensch tat, denn trotz Topas hoher Intelligenz, konnte sie nicht so ein umfangreiches Wissen genießen wie ich.

"Eigentlich ...", sagte ich und versuchte mich daran zu erinnern, was mich verärgert haben könnte. "Ich bin es nicht. Es ist ... Agnes."
"Was ist passiert?"
"Ich weiß es nicht. Wir haben im Pokécenter gewartet, dann kam Schwester Joy und bat uns in einen Raum und seitdem benimmt sie sich seltsam. So düster. Etwas ist komisch und ich weiß nicht was."
"Ist irgendetwas ungewöhnliches passiert?"
"Nein? Zumindest ... habe ich nichts bemerkt. Ich saß auf ihrem Schoß, sie hat mich gestreichelt, dann tauchte Schwester Joy auf und ..."

Ich stockte einen kurzen Moment und fragte mich, ob das sein konnte.

"Und?"
"Meine ... Meine Schwänze haben angefangen zu wedeln."

Selbst zwei Wochen nach meiner Verwandlung fühlte es sich noch komisch an, über meine Schwänze, Schnauze oder Pfoten zu reden. Ich hatte Probleme damit mir vorzustellen, dass sie mir waren.

"Du meintest, dass du mit deinen Schwänzen gewedelt hast? Das ist völlig normal und zeigt Beteiligung. Ist das unnormal?"
"Nein.", korrigierte ich. "Meine Schwänze haben begonnen zu wedeln. Ich hatte keine Kontrolle über sie und konnte sie auch nicht stoppen, obwohl ich es versucht habe."
"Das ist normal.", wiederholte Topa. "Es bedeutet, dass du dich gefreut hat, Schwester Joy zu sehen. Obwohl ... ich nicht verstehen kann, was das mit Agnes zu tun hat."
"Nun. Ich ... Meine Schwänze wedeln nie, wenn Agnes da ist. Selbst als sie mich gestreichelt hat. Selbst als wir im Raum auf die Ergebnisse des Bluttests gewartet haben. Es ist so als ... wäre ich in Schwester Joys Nähe glücklicher, als bei Agnes. Und ... ich glaube sie hat es bemerkt und das hat sie verletzt."

Topa schwieg für ein paar Sekunden.

"Das macht Sinn.", gestand sie. "Du bist ihr Pokémon. Wenn sie dich bei jemand anderen glücklicher sieht als bei sich selbst ... würde sie die Entscheidung dich zu adoptiert zu haben stark anzweifeln, oder? Wahrscheinlich fragt sie sich, ob du nicht bei Schwester Joy glücklicher wärst und ob sie einen Fehler gemacht hat, indem sie dich mitgenommen hat. Vielleicht ... denkt sie auch, dass du sie nicht liebst."
"Ich liebe sie doch!", protestierte ich mit aller Kraft.

Ich wurde rot und schaute ob meiner Reaktion verlegen weg. Topa lächelte.

"Ich glaube dir. Aber ... es gibt einen Grund dafür, warum du nicht glücklich bist, wenn du Agnes siehst. Das du in ihrer Nähe nicht wedelst ist kein großes Problem, aber ihr beide interagiert zu wenig, sodass es der einzige Beweis ob du sie liebst das Wedeln ist. Und ... du zeigst es ihr nicht, dass du es tust. Ich denke, das ist der Grund für ihr Verhalten. Sie ist neidisch auf Schwester Joy und die Liebe, der du ihr entgegenbringst."
"Also ist sie eifersüchtig?"
"Nein.", sagte Topa. "Sie ist neidisch. Sie liebt dich. Erst Recht nachdem, was du durchgemacht hast. Aber ... sie weiß nicht, ob du sie liebst. Sie weiß nur, dass du Schwester Joy liebst. Das musste für sie ein ziemlicher Schlag in ihr Gesicht gewesen sein, denke ich."
"Dann muss ich einfach wedeln, wenn sie in der Nähe ist?"
"Das ist nicht so einfach.", antwortete Topa, sichtlich über meine offene Reaktion amüsiert. "Es gibt da etwas ... zwischen Agnes und dir. Etwas, was dich ebenso aufgeregt macht wie sie. Ich habe keine Ahnung was es ist, aber es ist da und es ist eine Mauer zwischen dir und ihr und genau die muss gebrochen werden."
"Wie soll ich herausfinden was das ist? Ich habe keine Ahnung was es sein könnte."
"Beginne ganz am Anfang?", schlug Topa vor. "Die älteste Erinnerung, die du an Agnes hast. Es könnte alles sein. Ich glaube nicht, dass ich dir dabei halfen kann, aber wenn du willst, werde ich mein Bestes geben."

Ich schwieg, da ich mir noch nicht einmal sicher war, ob sie überhaupt in der Lage sein sollte, mir zu helfen - das war etwas zwischen Agnes und mir. Etwas, was mich aufregen könnte? Gab es etwas, was ich ihr übel nahm? Ich konnte mich an nichts dergleichen erinnern. Was auch immer es war, es musste etwas kleines sein, ein Detail, welches ich übersehen hatte, mich aber dennoch irgendwie beeinflusste, vielleicht sogar etwas, an das sie sich selbst nicht mehr erinnerte.

Ich fühlte mich schuldig. Ich hatte meinen Trainer verärgert und hatte es noch nicht einmal gemerkt. Was noch schlimmer war, ich wusste noch nicht einmal wie. Ich war eine schreckliche Person, ein heftig heimtückischer Übeltäter, der sich keine Sorgen um jemanden machte, der ihn so liebevoll und freundlich pflegte, wie Agnes es tat oder um die Betreuung wie von Topa. Ich war nur ein Abschaum, voll von Egoismus und keinerlei Ahnung davon, welche Folgen meine Reaktionen auf andere hatten. Ich war ein schreckliches  Haustier.

Ein schreckliches Haustier? War das wirklich mein Erster Gedanke? Ein Haustier? Nicht ein Freund?

Ich schaute auf Topa, die damit beschäftigt war ihre Schwänze zu pflegen. Nicht bereit, sie mit meinen Problemen zu stören, behielt ich meine Gedanken für mich.

Ich bin tief gefallen. Ich war so tief gefallen, dass ich mich nicht mehr als Person, einen Fuchs, ein Vulpix oder Freund ansah, sondern als Haustier. All meine früheren Sorgen Befehlen gehorchen zu müssen, in meiner Freiheit behindert zu sein und alle möglichen andere schlechte Dinge ein Haustier zu sein, schienen aus meinem Geiste verschwunden zu sein. War ich jetzt damit einverstanden ein Haustier zu sein? War ich wirklich mit diesem Schicksal einverstanden? Was passierte mit meinen menschlichen Idealen von Freiheit und Grundrechten? Eben jenen Rechten, die mir genommen wurden, als ich ein Haustier wurde?

"Ruby.", sagte Topa besorgt.
"Sorry.", antwortete ich, weil ich wusste, was sie mich fragen wollte. "Ich ... ich will dich damit nicht belästigen, an was ich gerade denke. Ich weiß, was du sagen willst. Es ist ... etwas, womit ich selbst klarkommen muss."
"Agnes Gefühle sollten dich nicht so runter ziehen. Nimm dir eine Auszeit, schlafe eine Nacht darüber und morgen wirst du darüber viel klarer denken."

Ich verbarg ein selbstgefälliges Lächeln und fühlte mich unangemessen eitel, der Tatsache wegen, dass sie nicht verstand, was in meinem Kopf vorging.

"Du solltest schlafen. Jetzt, da ich weiß, dass du etwas trainieren darfst, werde ich dir morgen die Gärten zeigen. Und ... ich werde beginnen dir Glut beizubringen."
Hier die Übersetzung von Teil 12 des Werkes "I became a vulpix" ©by :iconanshee-rose:
Mit freundlicher Genehmigung von  Anshee-Rose (ehemals MMTOdaril).


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Original: I became a vulpix Chapter 12
Original pic: Vulpix
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Eine interessante Charackterentwicklung vom eigenen Egoismus von Ruby zur Empathie. Scheint als wolle sie langsam die menschlichen Ideale aufgeben, womit sie aus meiner Sicht richtig liegt. Menschen sind meist rein egoistisch in vielerlei Hinsicht, auch wen sie es versuchen noch so sehr zu verbergen. Tiere leben um zu überleben, Menschen nur um sich in Betracht ihrer eigenen Eitelkeit und Einzigartigkeit zu Sonnen. Daher machen sie sich das Leben selber schwer mit Regeln, Pflichten, Norm- und Wertevorstellungen oder Höfflichkeitsfloskeln die im Grunde genommen wertlos sind und nur dazu dienen sich über andere mental zu erheben. Dazu zählt meist auch die Religion gäbs keine gäbs auch die meisten kriege nicht. Sorry wurde ein bisschen viel. Solche Storys regen nun mal das Köpfchen an. Behandle meine Haustiere jetzt auch besser.